Wäsche trocknen im Haus: Diese Fehler fördern Schimmel – und so geht’s besser
Feuchte Wäsche in der Wohnung kann die Raumluft um bis zu vier Liter Wasser pro Ladung anreichern. Das entspricht fast einem halben Eimer. Was kaum jemand weiß: Genau diese Menge verteilt sich unsichtbar an Wänden, Fenstern und in jeder Ritze, die kälter ist als der Rest des Raumes. Was passiert, wenn das regelmäßig geschieht? Es beginnt zu müffeln. Im schlimmsten Fall entsteht Schimmel – schleichend, aber zerstörerisch. Warum trocknen so viele trotzdem drinnen? Und wie lässt sich das Problem intelligent lösen?

Der Wäscheständer als unterschätzter Feind des Raumklimas
Der Klassiker steht in vielen Haushalten im Wohnzimmer: ein klappbarer Wäscheständer, darunter das Laminat, daneben ein Fenster, das meistens geschlossen bleibt. Was als praktische Notlösung gilt, hat oft ungewollte Folgen. Denn jedes Kleidungsstück gibt kontinuierlich Feuchtigkeit an die Umgebungsluft ab. Wird diese nicht konsequent abgeführt, steigt die relative Luftfeuchtigkeit rasch auf über 70 Prozent – ein ideales Milieu für Pilzsporen.
Kritisch wird es besonders dann, wenn nasse Kleidung direkt über einem Heizkörper hängt. Die aufsteigende Warmluft nimmt große Mengen Wasserdampf auf, verteilt ihn im Raum – und lässt ihn an den kältesten Stellen wieder kondensieren. Typische Schwachpunkte sind schlecht gedämmte Außenwände, Fensterlaibungen oder die Rückseite großer Möbelstücke, wo kaum Luft zirkuliert. Auf Dauer entsteht so ein Mikroklima, das Schimmel geradezu einlädt.
Wie Feuchtigkeit unsichtbar wandert
Was die meisten nicht bedenken: Luft transportiert Feuchtigkeit – und das nicht punktuell, sondern raumübergreifend. Wird beispielsweise im Schlafzimmer Wäsche getrocknet, kann sich die Feuchte in den angrenzenden Räumen niederschlagen. Besonders dann, wenn Türen offen stehen und Temperaturunterschiede herrschen. Dieses unkontrollierte Klima schafft eine Art „Wetterlage im Kleinen“. Nur dass hier keine Sonne folgt, sondern Schimmel.
Warum falsches Lüften das Problem noch verschärft
Das Fenster steht auf Kipp, stundenlang. Klingt vernünftig – ist aber meist nutzlos. Denn das sogenannte Kipplüften führt kaum zu einem wirksamen Luftaustausch. Vielmehr kühlen dabei die Fensterlaibungen aus. Kalte Flächen, warme Luft, viel Feuchte: Schimmelgefahr im Quadrat. Experten für Bauphysik sprechen sogar davon, dass Kipplüften oft kontraproduktiv sei – insbesondere beim Trocknen von Wäsche.
Effektiv ist nur das sogenannte Stoßlüften. Fenster ganz öffnen, für fünf bis zehn Minuten. Zwei- bis dreimal am Tag, möglichst mit Querlüftung. Das bedeutet: mindestens zwei gegenüberliegende Fenster gleichzeitig öffnen, um einen Luftzug zu erzeugen. Nur so kann die gesättigte Luft schnell gegen trockenere Außenluft ausgetauscht werden. Und ja, selbst im Winter funktioniert das. Die kalte Außenluft kann beim Erwärmen nämlich mehr Feuchtigkeit aufnehmen als warme, bereits gesättigte Raumluft.
Tipp: Ein feines Anzeichen für zu hohe Luftfeuchtigkeit sind beschlagene Fensterscheiben. Was morgens wie ein banaler Effekt wirkt, ist in Wirklichkeit ein Frühwarnsystem. Tritt das regelmäßig auf, herrscht im Raum ein Feuchteproblem. Die Fenster sind nicht das Problem – sie zeigen es nur an. Das eigentliche Risiko liegt oft in den Wandbereichen, die niemand sieht.
Der Weg der Wäsche: Wo und wie sie am besten trocknet
Nicht jeder hat einen Trockenraum, eine Waschküche oder Zugang zu einem Garten. Gerade in dicht bebauten Stadtvierteln, in Altbauwohnungen ohne Balkon oder in Erdgeschossen mit Sicherheitsbedenken ist das Wäschetrocknen im Freien oft keine Option. Doch auch ohne Außenfläche lässt sich vermeiden, dass die eigene Wohnung zur Tropfsteinhöhle wird. Die Kunst liegt in der Wahl des richtigen Ortes – und in der Kontrolle des Raumklimas.
Der erste und wichtigste Schritt: Der Wäscheständer gehört nicht in kalte, schlecht belüftete Ecken. Außenwände sind problematisch, weil sie schneller auskühlen und dort Feuchtigkeit kondensiert. Auch hinter Möbeln oder in Fensternischen zirkuliert kaum Luft. Besser geeignet ist ein zentraler, beheizter Raum – idealerweise mit guter Luftzirkulation. Das Badezimmer ist ein Klassiker, vor allem wenn es über ein Fenster oder eine Lüftungsanlage verfügt. Wer dort Wäsche trocknet, sollte allerdings regelmäßig Stoßlüften – sonst wird aus der Dusche ein Schimmelparadies.
Technische Helfer mit großer Wirkung
Noch effektiver lässt sich das Raumklima mit einem elektrischen Luftentfeuchter steuern. Diese Geräte entziehen der Luft täglich mehrere Liter Wasser – bei hoher Luftfeuchtigkeit sogar über zehn Liter. Wichtig ist dabei die Kombination mit einem Hygrometer. Nur wer weiß, wie hoch die Luftfeuchtigkeit tatsächlich ist, kann gezielt reagieren. Ideal sind Werte zwischen 40 und 60 Prozent. In unbeheizten Räumen oder bei Außentemperaturen unter 10 Grad sollte die relative Luftfeuchte sogar unter 55 Prozent bleiben.